Günter
Fröhlich, Mitglied der Weinbruderschaft Ortenau und unser
ständiger Begleiter an diesem Tag, informierte uns umfassend über das „Paradies
Ortenau“ mit seinen 2.740 ha Rebfläche, von denen 46 % mit Spätburgunder, 25 %
mit Riesling und der Rest mit Grauburgunder, Müller-Thurgau und anderen
Rebsorten bestockt sind. Die Ortenau erstreckt sich von Nord nach Süd über 60
km des Rheins entlang von Baden-Baden bis nach Gengen-bach.
Schloss
Ortenberg, die erste Station des Tages, hat in seiner bewegten
Geschichte zwischen Staufern und Habsburgern viel erlebt, bevor seine
exzellenten Lage für den Weinbau entdeckt wurde. Wir genossen die Begrüßung
durch Markus Vollmer, den Kanzler der Weinbruderschaft Ortenau und
Bürgermeister von Ortenberg, bei einem Glas „2010er St. Andreas Kerner-Sekt
brut“ von Schloss Ortenberg mit Blick über Offenburg auf Straßburg bis hin zu
den Vogesen. Auf dem Ortenauer Weinpfad und durch die Weinprobe begleiteten
uns Winfried Köninger, ehemaliger Verwalter von Schloss Ortenberg und
Ordenskellermeister der Weinbruderschaft Ortenau und Vorstandsmitglied Otmar
Schilling mit fachlichen Kommentaren zur Rebflurbereinigung, ohne die so
mancher Hang nicht mehr bepflanzt werden könnte. Jochen Schuck, ehemaliges
Vorstandsmitglied der Bruderschaft Ortenau brillierte mit historischem
Hintergrundwissen. Nach diesem interessanten, sonnigen Spaziergang kamen wir
am Verkaufsgebäude des Weinguts an und konnten auf der Terrasse bei herrlichem
Ausblick ein kalt-warmes Buffet und eine Weinprobe genießen, in der die ganze
Bandbreite der Rebsorten verkostet wurde: Der „2009er Spätburgunder“ mundete
nicht nur reinsortig als Spätlese ausgebaut, sondern auch im „Cuvée mit
Cabernet Sauvignon“ mit harmonisch eingebundener Barriquenote bestens. Der
„2011er Kabinettwein vom Weißen Burgunder“ überzeugte mit belebender Frische,
während hingegen der „Graue Burgunder“ mit seiner Dichte einen langen Abgang
bescherte. Nicht fehlen durfte ein „2011er Klingelberger Riesling Alte Reben“
aus dem südlichsten Rieslinganbaugebiet Deutschlands; dessen angenehme Säure
auch im Abgang Bestand hatte. Ein Alleinstellungsmerkmal hat der „2011er
Sauvignon blanc et gris Q.b.A.“ trocken, der Duft und Frucht in sich vereint
und ein wahrhafter Sommerwein ist. Nicht fehlen durften zum Abschluss die
Bukettsorten „2011er Muskateller Kabinett“ und „2009er Scheurebe Auslese“, die
sich beide nicht zu wuchtig präsentierten, sondern das bisherige Trinkvergnügen
angenehm steigerten. Allzu früh hieß es Abschied nehmen, doch das nächste
Schloss wollte erobert werden.
Hoch über Durbach thront
Schloss Staufenberg, welches sich im Besitz des Markgrafen von
Baden befindet. Dort wurden wir auch schon von H. Zimmerer auf der Terrasse
bei einem atemberaubenden Ausblick ins Land mit einem Glas „2011er Sauvignon
blanc“ empfangen. Dieser Wein, so Zimmerer, ist seit 1830 in Durbach
klassifiziert, ursprünglich als „Weißer Bordeaux“ und früh gelesen wirkt er
sehr erfrischend. Zu Fuß begaben wir uns dann in den berühmten
Klingelberg, wo 1782 der damalige Markgraf Carl Friedrich von
Baden ausschließlich Riesling anpflanzen ließ, um an diesem so historischen
Weinberg eine „Klingelberger 1782er Spätlese“ des Jahrgangs 2011 zu probieren.
Mit 400 m Höhe ist dies eine der höchsten Rieslinglagen Deutschlands; der Wein
beeindruckte durch seine feine Mineralität und Finesse. In der Chocolaterie
des Schlosses verkosteten wir zuletzt
einen „2010er
Spätburgunder Schlossberg“, der 18 Monate im Barrique lagerte zusammen mit 2
verschiedenen handgeschöpften Schokoladen – trotz sommerlicher Temperaturen -
ein exquisites Vergnügen.
Letzte Station auf unserer
Genusstour war Schloss Neuweier, wo aus traditionellen
verwandtschaftlichen Beziehungen zu Franken die Rieslinge noch im Bocksbeutel
abgefüllt werden. Der neue Weingutsbesitzer, Herr Schätzle, führte uns kurz zu
den Weinbergslagen „Mauerberg“ und „Goldenes Loch“, wo sich am Abend die
letzten Sonnenstrahlen sammeln um die Trauben vor der Nacht nochmals zu
erwärmen. „Wein wird im Weinberg gemacht“ so seine Devise und so gestaltete
sich der Besuch im Keller sehr kurz um dann die Weine zu verkosten, die von
exklusivem Fingerfood vom Sternekoch Armin Röttele begleitet wurden. Nach einem
„Rieslingsekt brut, Jahrgang 2007!, der durchaus Champagnercharakteristika
aufwies verwöhnte der „2010er Neuweierer Mauerberg Weißburgunder Kabinett“
trocken mit Aromen von Weinberpfirsichen den Gaumen. Die ganze Bandbreite des
Rieslings prägte eindrucksvoll diese Verkostung, schon der „2010er Gutsriesling
QbA“ bot eine erstaunliche Frucht, der „2010er Neuweirer Mauerberg Riesling
Kabinett“ ein perfektes Säurespiel, die „2010er Spätlese Neuweirer
Schlossberg“ aus alten Reben den langen Abgang großer Rieslinge und die
„2010er Neuweirer Mauerberg Riesling Auslese“ beeindruckte durch eine Finesse,
wie man sie bei diesen Weinen leider nicht immer findet.
Viel zu früh hieß es
Abschied nehmen von einer Landschaft, wo wir so herzlich aufgenommen wurden
und wo wir tolle Ein- und Ausblicke genießen durften. Dieser Tag wird uns
sicher lange in guter Erinnerung bleiben.
Herzlichen Dank an alle
Beteiligten, insbesondere an die Mitglieder der Weinbruderschaft
Ortenau, die uns so exellent und liebevoll ihre Weinheimat präsentiert
haben.
Wir freuen uns schon heute auf den Gegenbesuch der Weinbruderschft
Ortenau bei uns im Heilbronner Land.
Regina Brendle, Juni
2012